Food Waste: Facts & was du tun kannst.

Am 02. Mai ist "Tag der Lebensmittelverschwendung". Dieser Tag wurde vom WWF ins Leben gerufen, um auf die massiven Mengen an Lebensmittel aufmerksam zu machen, die jährlich weggeworfen werden.

Es soll somit symbolisch dargestellt werden, dass statistisch alle Lebensmittel, die jedes Jahr bis zum 02. Mai produziert werden, nur für die Tonne hergestellt werden*.

Zahlen & Fakten**.

Laut BMLE (Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung), entstehen die meisten Lebensmittelabfälle in Deutschland, tatsächlich in privaten Haushalten, genaugenommen 6,1 Mio. Tonnen. Dies entspricht 52 % von der gesamten Menge, die jährlich in Deutschland, an Lebensmitteln entsorgt wird (dazu werden neben übrig gebliebenen Speiseresten auch beispielsweise Nuss- und Obstschalen eingerechnet). 

Dies bedeutet wiederum, dass pro Person und pro Jahr (in DE) durchschnittlich 75 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen werden. 

 

Die restlichen 48 % teilen sich wie folgt auf: 

– Lebensmittelverarbeitung: 2,2 Mio. Tonnen (18 %)

– Außer-Haus-Verpflegung (z.B. Restaurants, Kantinen, …): 1,7 Mio. Tonnen (14 %)

– Primär-Produktion (z.B. Landwirtschaft, …): 1,4 Mio. Tonnen (12 %)

– Groß- und Einzelhandel: 0,5 Mio. Tonnen (4 %) 

 

Zusammengefasst sind es also knapp 12 Mio. Tonnen Lebensmittel, die nicht auf dem Teller, sondern in der Tonne landen.

 

Laut einer Studie des WWF werden sogar 18 Mio. Tonnen Lebensmittel pro Jahr in Deutschland weggeworfen. Diese unterschiedlichen Zahlen der verschiedenen Studien können auf Messungenauigkeiten und Dunkelziffern zurückgeführt werden. Die Studien sind auch von den Meldungen der einzelnen Sektoren abhängig – Vertuschung oder Fehlmeldungen sind durchaus möglich. 

Die von der WWF genannte Menge an weggeworfenen Lebensmitteln, entspricht ca. einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs in DE, von 54,4 Mio. Tonnen. Der Großteil davon (ca. 10 Mio. Tonnen), wäre laut WWF vermeidbar. 

(Info: Unvermeidbare Lebensmittelabfälle zählen auch in die Statistiken mit ein, darunter zählen z.B. ungenießbare Teile der Lebensmittel, wie Schalen, Kerne,…)

 

Doch wie entsteht dieser ganze Food Waste eigentlich, über die komplette Versorgungskette hinweg betrachtet? 

In der Primär-Produktion bzw. Landwirtschaft, sind es vor allem Schlachtabfälle und Ernte bedingte Abfälle, die z.B. beim Lagern, Sortieren und Transportieren entstehen. 

Im verarbeitenden Sektor kommen Lebensmittelabfälle beispielsweise durch fehlerhafte Verpackungen und Fehlplanung zustande. 

Auch im Handel und in der Außer-Haus-Verpflegung ist es maßgeblich die Fehlplanung, d.h. z.B. zu große Bestellmengen bzw. ein zu großes Angebot am Buffet, was nicht vollständig abverkauft bzw. konsumiert werden kann. 

In Privat-Haushalten können wir es uns alle am besten selbst ausmalen: Es werden zu große Mengen gekocht, es bestehen Wissenslücken bzgl. Lagerung und Haltbarmachung, es wird mehr eingekauft als benötigt, …

 

Lebensmittelverschwendung umfasst aber nicht “nur” das Problem von weggeworfenen Lebensmitteln. Auch Themen wie die ungerechte Verteilung der Lebensmittel auf die Weltbevölkerung, enorme Ressourcenverschwendung, Entstehung von erhöhten Treibhausgasen und umsonst genutzte Ackerflächen, die alternativ auch für Naturschutzflächen verwendet werden könnten, etc. spielen mit rein. Lebensmittelverschwendung hat somit weitreichende Auswirkungen, die definitiv über den eigenen “Tellerrand” hinausgehen. 

Zu gut für die Tonne***.

Bereits 2019 wurde die vom BMEL entwickelte “Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung” verabschiedet. Die neue Bundesregierung will diese Strategie weiterentwickeln, um die Lebensmittelverschwendung innerhalb aller Sektoren durch “verpflichtende Maßnahmen verbindlich zu reduzieren”. 

Die Lebensmittelverschwendung in Deutschland solle so, bis 2030 pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene halbiert werden. Aber auch die im Bereich Produktions- und Lieferkette entstehenden Abfälle, sollen deutlich verringert werden. 

Es wird geprüft, ob gesetzliche Änderungen und Maßnahmen nötig sind, um dieses Ziel zu erreichen. Außerdem soll es haftungs- und steuerrechtliche Erleichterungen geben, bzgl. Lebensmittelspenden – dazu laufen aktuell Gespräche im Bundes-Kabinett. 

Um die Lebensmittelverschwendung in allen Sektoren zu reduzieren, seinen laut BMEL jedoch Verhaltensänderungen bei allen gefragt. 

Die Bundesinitiative “Zu Gut für die Tonne” soll diese Strategie unterstützen. Auf der zugehörigen Website www.zugutfuerdietonne.de bietet die Initiative einen Leitfaden, vor allem für Endverbraucher, um sich Anregungen, Hilfestellungen und Tipps zu holen, wie Lebensmittel nicht zu “Müll” werden. Zudem wird die Strategie nochmals aufgezeigt und es gibt Möglichkeiten sich direkt zu engagieren, in diesem Bereich. 

“Zu gut für die Tonne” informiert auch über Aktionen, die im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Lebensmittelverschwendung stehen. Die Aktionswoche “Deutschland rettet Lebensmittel” zum Beispiel, findet vom 29.09.22 bis 06.10.22 statt. Jeder kann sich mit eigenen Ideen dafür anmelden oder sich auch bei bestehenden Projekten engagieren. Für mehr Informationen dazu hab ich Dir den Link unten in die Quellenangaben mit beigefügt. 

Eine weitere Aktion richtet sich eher an die Vertreter der Außer-Haus-Verpflegung. “Restlos genießen” bietet einen Anreiz und eine passende Verpackung für die Mitnahmen von Speisen, die vor Ort im Restaurant oder in der Kantinen nicht komplett verzehrt werden konnten. 

Die Website bietet auch zusätzlich noch einige “Werkzeuge”, die in den verschiedenen Sektoren der Lebensmittelverschwendung hilfreich sein können, um eine dahingehende Verbesserung zu generieren. Auch für Dich als Privatperson gibt es einige interessante Tools zur Hilfestellung (siehe Verlinkung unten). 

Was du tun kannst.

Gute Planung

Gut geplant ist halb gerettet. Bei dem großen Angebot in den Supermärkten fällt nicht jedem leicht, nur das zu kaufen, was tatsächlich benötigt wird. Alles sieht lecker aus und wird gut präsentiert, da landet dann auch öfter mal etwas im Einkaufwagen, was evtl. gar nicht verwertet werden kann, bevor es schlecht wird. Aus diesem Grund lohnt es sich, einen Einkaufsplan zu machen. 

Schritt 1: Behalte deinen Vorratsschrank / Kühlschrank im Blick, damit Du jederzeit grob weißt, was Du noch zu Hause hast und es nicht kaufen musst. Mach dir z.B. ein Foto davon, dann kannst du beim Einkaufen nochmal kurz nachsehen, was noch alles da ist.  

Schritt 2: Überlege Dir vor jedem Einkauf die Gerichte, die Du gerne kochen würdest (z.B. für die nächsten 3 Tage). Alles, was dafür noch nicht in deinem Vorratsschrank bzw. Kühlschrank lagert, kommt auf die Einkaufsliste. Ich nutze z.B. eine digitale Einkaufsliste mit einer Funktion zum Abhaken, die habe ich auf meinem Handy und somit immer dabei. 

Schritt 3: Achte auf entsprechende Portionsgrößen. Je nachdem für wie viele Leute Du kochen möchtest, sollte der Einkauf und auch die zubereitete Speise, der Anzahl der Personen entsprechen. Somit sollte sichergestellt sein, dass alles relativ gut aufgeht. Wenn Du selbst (noch) kein besonders gutes Gefühl für Portionsgrößen hast, gibt es z.B. den Rechner der Verbraucherzentrale (https://www.verbraucherzentrale.de/portionsplaner). Solche Hilfestellungen im Internet, bieten Dir einen Anhaltspunkt, wie die Mengen eingeplant werden können. Mit ein bisschen Übung bekommst Du da aber bald auch ein Gefühl dafür. https://www.verbraucherzentrale.de/portionsplaner

 

Richtige Lagerung****

Unterschiedliche Lebensmittel haben unterschiedliche Ansprüche an die Lagerung. Informiere Dich, wie und wo die Lebensmittel gelagert werden sollten, um die längst mögliche Haltbarkeit zu generieren. Lebensmittel, die verpackt sind, haben bereits oftmals einen Lagerhinweis auf der Verpackung angegeben. Im Allgemeinen gilt jedoch:

Kühlschrank (Hinweise beziehen sich auf einen Kühlschrank, der auf 7 Grad eingestellt ist)

Oberes Fach (7-10 Grad): zubereitete Speisen, Marmeladen, Kuchen, Saucen

Mittleres Fach (6-7 Grad): Milch- und Milchprodukte (Sahne, Käse, Joghurt, …), Eier 

Unteres Fach (4-5 Grad): schnell verderbliche Speisen (z.B. Wurst, Fleisch, Fisch)

Gemüsefach (10-13 Grad): Obst und Gemüse (inkl. Salat)

Oberes Türfach: Butter und Margarine

Mittleres Türfach: Dressings, Senf, angebrochene Glaskonserven (z.B. saure Gurken)

Unteres Türfach: angebrochene Getränke (Achtung: keine Milch, dafür ist die Temperatur zu mild – mittleres Kühlschrank-Fach)

 

Dinge, die nicht in den Kühlschrank gehören

Avocados / Bananen / Zitronen: bei Zimmertemperatur lagern (z.B. Obstschale)

Kartoffeln / Zwiebeln / Knoblauch: bei Zimmertemperatur dunkel lagern (z.B. im Schrank)

Brot: bei Zimmertemperatur lagern (am besten im Brotkasten – hier trocknet es nicht so schnell aus und schimmelt auch nicht)

Honig / Schokolade / Kaffee / Essig: bei Zimmertemperatur lagern

Öl: bei Zimmertemperatur dunkel lagern (z.B. im Schrank)

 

Haltbar machen

Einwecken, einlegen, einfrieren, trocknen – es gibt verschiedene Verfahren, um Lebensmittel haltbar zu machen – nutze Sie. Informiere dich vorab, was Du genau beachten musst, dann kann nichts mehr schiefgehen. Mein Tipp: Bringe die Lebensmittel bereits beim Haltbarmachen in eine entsprechende Portionsgröße, damit Du nicht nach dem Öffnen oder Auftauen wieder mit übrigen Resten zu kämpfen hast. Fülle z.B. ein übriges Chili con Carne nicht komplett, sondern in mehrere kleine Behälter ab, vor dem Einfrieren. Somit kannst du es bedarfsgerecht wieder auftauen. 

Abgepackte Produkte werden auch immer mit einem MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) auf der Verpackung, gekennzeichnet. Das MHD ist die zeitliche Angabe, für die der Hersteller des Produktes die Garantie für Haltbarkeit, Geschmack, Konsistenz und Optik gibt. Viele machen den Fehler, das Produkt dann direkt abzuschreiben und es in die Tonne zu werfen, dabei bedeutet das MHD nicht, dass das Produkt definitiv nicht mehr genießbar ist. Hier ergibt es Sinn, sich auf seine eigenen Sinne zu verlassen. Schauen – riechen – schmecken! Wenn Du das Produkt als “in Ordnung” einstufst, ist es auch in den meisten Fällen so und du kannst es trotz abgelaufenem MHD noch verwerten. 

Das MHD ist aber nicht zu verwechseln mit dem Ablaufdatum. Besonders empfindliche (größtenteils tierische) Produkte, wie z.B. Fisch oder Hackfleisch, werden mit einem Ablaufdatum gekennzeichnet. Ist dieses Datum überschritten, sollte das Produkt auch tatsächlich nicht mehr konsumiert werden. Die Gefahr einer Lebensmittelvergiftung ist dabei dann relativ hoch. 

Jetzt kennst Du den Unterschied und kannst somit entsprechend handeln. 

 

Reste verwerten

Das Reste verwerten kann eine spannende Aufgabe sein, mach dir eine Challenge daraus. Es ist vor allem Deine Kreativität gefragt, hier aber trotzdem ein paar Tipps von mir:

– weniger frisches Gemüse (z.B. Druckstellen) in Suppen, Eintöpfen, Saucen oder Aufläufen verarbeiten – die Konsistenz spielt dann

   keine Rolle mehr

– weniger frisches Obst zu einem Smoothie oder Saft verarbeiten

– hartes Brot / Semmeln / Brezen zu “Semmelbröseln” verarbeiten (z.B. für Semmelknödel / Brezenknödel)

– zähes Brot / Semmel als Brotauflauf weiterverarbeiten oder Brot Croûtons daraus zaubern, für den Salat 

– Reste-Pfannen kreieren (z.B. Allerlei-Reis-Pfanne, Pasta-Allerlei, …)

– Reste-Salate kreieren (z.B. Couscous Salat Allerlei, Reissalat-Allerlei, …)

– Reste von z.B. Joghurt, Sahne oder Milch, können immer gut in Saucen, Suppen oder Aufläufen verwertet werden 

– und vieles mehr – sei kreativ 🙂 

 

– Schalen mitessen z.B. bei Kartoffeln, Gurken, Äpfeln, Birnen, … auch für Bananenschalen gibt es mittlerweile Rezeptideen. Es lohnt sich daher bei Gemüse und Obst auf Bio Produkte zurückzugreifen, da es dabei unbedenklich ist, die Schale mitzuessen. Allgemein jedoch immer gut waschen. Gerade die Schalen und Kerne sind sehr Ballaststoffreich, was sich positiv auf Deine Ernährung auswirkt. 

– “Nose to Tail” Konzepte unterstützen. Tiere werden dabei erst dann geschlachtet, wenn das gesamte Tier bzw. alle Teile davon verkauft sind – von der Nase bis zum Schwanz. Der Fokus liegt dabei dann nicht nur auf den gängigen Teilen wie Filet, Hachse, Nacken, … sondern auch auf weniger populären Teilen wie Innereien, Füße, Hirn, etc. Der ganzheitliche Ansatz verhindert dabei, dass das wertvolle Tier nur für bestimmte Teile geschlachtet wird und der Rest in der Tonne landet. 

– Reste vom Restaurantbesuch / Reste vom Lieferservice oder Reste vom selbst gekochten Menü einpacken (lassen) und am nächsten Tag genießen. Meistens freut man sich am nächsten Tag über eine einfach Lösung in der Mittagspause. Dazu möchte ich auch auf meinen Blog Beitrag zum Thema Meal Prep verweisen. Schau doch auch mal dort vorbei…

 

Foodsharing Konzepte nutzen

Versuche es doch mal mit Foodsharing oder ähnlichen Konzepten. Oftmals bekommt man dabei für wenig oder gar kein Geld, tolle Lebensmittel, die sonst in der Tonne gelandet wären. Auch Du selbst kannst Lebensmittel anbieten, die Du nicht mehr verwerten kannst. Hier gibt es einige FB Gruppen, Apps, Onlineshops, aber auch regionale Angebote. 

Um Foodsharing zu betreiben, musst Du Dich aber auch nicht immer direkt irgendwo offiziell anmelden. Oft klappt das auch ganz gut mit Kollegen, Nachbarn, Familie und Freunden. Manche Teile der Lebensmittel können  z.B. auch gut an Tiere gefüttert werden (z.B. altes Brot für die Hühner vom Bekannten, etc.) 

Abfall-Tagebuch führen

Als Special Tipp kann ich Dir noch das Abfall-Tagebuch mit auf den Weg geben. Schreib einfach mal für einen gewissen Zeitraum (z.B. einen Monat), alles auf, was Du wegwerfen musstest, obwohl es vermeidbar gewesen wäre. Führe Dir somit vor Augen, wie die Situation bei Dir persönlich ist, viele Menschen schätzen sich dabei nämlich oftmals falsch ein. Bei der anschließenden Analyse des Tagebuches, kannst Du dann Deine Schwachstellen erkennen und gezielt nach Lösungsansätzen suchen. 

#nofoodwaste

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